Graphicatessen: Crowdfunding für Comics in Deutschland

Beim Aufarbeiten einiger Mails habe ich mir auch mal endlich die Crowdfunding-Seite des Carlsen Verlags auf Startnext angesehen.

Unter dem Namen Graphic/atessen wurden Anfang September zwei Projekte gestartet:

Einmal eine Luxus-Ausgabe der vierbändigen Serie „Alisik“:

»Alisik wacht eines Tages auf und… ist tot! Sie findet sich auf einem vergessenen Friedhof wieder in der Gesellschaft höchst seltsamer Gestalten: den „Postmortalen“. Fortan verbringt sie ihre Tage und Nächte in einer Zwischenwelt, wo sie von den Lebenden nicht wahrgenommen werden kann, bis eines Tages der blinde Ruben auftaucht…«

Alisik bei Startnext (Screenshot, 16.09.2015)

Alisik bei Startnext (Screenshot, 16.09.2015)

Das andere Projekt sind die Luxusausgaben der Comic-Kochbücher „Kann denn Kochen Sünde sein“ und „Nicht ohne meine Schürze“:

»Guillaume Long zeichnet seine Genuss-Philosophie im Comic-Stil, verrät seine liebsten Küchenutensilien und präsentiert seine Lieblingsrezepte!«

Comic-Koch-Box deluxe mit Guillaume Long bei Startnext (Screenshot, 16.09.2015)

Comic-Koch-Box deluxe mit Guillaume Long bei Startnext (Screenshot, 16.09.2015)

Hier ein Beispiel-Rezept aus einem der Bücher: Auberginen sind nicht kompliziert.

In beiden Fällen handelt es sich um limitierte Hardcover-Ausgaben von Comics, die bereits bei Carlsen erschienen sind.
Die Preise scheinen mir erst einmal angemessen zu sein.
Die Softcover-Ausgabe von Alisik kostet 7,99 EUR pro Band und 5,99 EUR als E-Book. In der Luxus-Ausgabe kostet jeder Band 13,75 EUR inklusive der dazugehörigen E-Books.
Die Softcover-Ausgabe der Comic-Kochbücher kosten jeweils 24,90 EUR. Als Hardcover 32,50 EUR (offenbar ohne E-Books).

Was allerdings schon auffällt ist das Fehlen von inhaltlichen Extras in den Luxusausgaben. Keine zusätzlichen Seiten mit einem Making-Of, Skizzen, ersten Entwürfen oder zusätzlichen Zeichnungen. Für Alisik existiert z.B. ein Bonuskapitel, das mensch beim Carlsen Verlag herunterladen kann. Die Frage ist also, was bekomme ich mehr im Vergleich zur Handelsausgabe außer den kosmetischen Veränderungen und einer höherwertigen Verarbeitung. Die Luxus-Ausgabe von Alisik ist etwas größer als die Handelsausgabe. Eine vergleichbare Info zu den Comic-Kochbüchern habe ich nicht gefunden. Und für die Dankeschöns muss mensch zusätzlich (tief) in die Tasche greifen.

Limitiert sind die Luxus-Ausgaben, weil sie nur im Rahmen der Crowdfunding-Aktion entstehen und danach nicht noch einmal hergestellt werden. Sollten die Crowdfunding-Aktionen allerdings nicht erfolgreich sein (und danach sieht es im Moment aus), werden die Luxus-Ausgaben gar nicht erst hergestellt.

Was für mich Fragen aufwirft:

  • Gibt es in Deutschland nicht so viele Comic-Fans, die Comics in hochwertiger Aufmachung zu schätzen wissen?
  • Gibt es die Fans schon, nur sind die ausgewählten Comics nicht attraktiv genug für diese Zielgruppe?
  • Könnte das Marketing bzw. die PR von Carlsen einfach etwas besser sein? Denn außerhalb des Startnest-Newsletters habe ich von den Projekten noch nichts gehört.
  • Sind die Beigaben, die Dankeschöns, nicht attraktiv genug? Oder zu teuer? Oder beides?
  • Sind die ausgewählten Comics vielleicht noch zu unbekannt, so dass es nicht ausreichend zahlungskräftige Fans gibt?
  • Hätte der Carlsen Verlag lieber mit einem bekannteren Projekt anfangen sollen, um erst einmal viel Aufmerksamkeit zu erzeugen?

Was meint ihr?

Im Startnext-Blog werden als nächste Projekte noch genannt:

  • das Skizzenbuch des Klassikers „Blake und Mortimer“ von E.P. Jacobs
  • die Lieberhaberausgabe des Abenteuercomics „Long John Silver“ aus der Feder von Xavier Dorison und Mathieu Lauffray
  • der Illustrationsband „Spirou und die Moderne“
  • sowie die Siebdruckmappe „Comickunst für die Wand“ mit Arbeiten von zeitgenössischen Künstlern wie Flix, Jens Harder, Reinhard Kleist und Ulli Oesterle.

Veröffentlicht von Gedankenreiter

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