Das Thema »Integration« ist eigentlich kein neues. Schon in der Antike haben Völker überlegt, wie sie andere, zumeist besiegte Völker in ihr Reich integrieren können. Über die damaligen Methoden und deren Erfolg mag man streiten. Wirklich erfolgreich war die Menschheit aber offenbar nicht, sonst würden wir heute nicht mehr so planlos diskutieren.
Integration muss sowohl von den Migranten und deren Kindern und der Mehrheitsgesellschaft angestrebt werden. Beide sind in der Pflicht, von beiden Gruppen hängt der Erfolg ab.
Eine vorbildliche Initiative zur Unterstützung von Migranten ist das START–Schülerstipendienprogramm der Gemeinnützigen Hertie–Stiftung. »Begabte und engagierte Schüler im Alter von 14– bis 18 Jahren erhalten auf ihrem Weg zum Abitur eine finanzielle und ideelle Förderung.«
Ein Essay–Wettbewerb 2005 unter aktuellen und ehemaligen Stipendiaten hat eine Reihe von lesenswerten Aufsätzen hervorgebracht, die Integration aus Sicht von Migranten beschreiben und die vieles von dem, was ich selbst erlebt habe oder denke, enthalten. Im Gegensatz zu meinen letzten beiden Einträgen hier sind sie positiver und optimistischer formuliert. Die Gewinner–Essays sind als PDF–Datei herunterladbar.
Zwei Drei Dinge sind mir beim Lesen durch den Kopf gegangen:
1. Bereits junge Menschen sehen, wo die Probleme der Integration sind. Wenn sich Politiker und Beamte fragen, wo man ansetzen sollte, dort, in den Essays, findet man die Antwort(en). Meine Erfahrung zeigt mir allerdings, dass der Wille zur Integration sowohl bei Migranten als auch der Mitgliedern der Mehrheitsgesellschaft häufig fehlt. Viele Migranten haben sich damit abgefunden, dass sie die größte Barriere, nämlich »die Ablehnung seitens der ›einheimischen‹ Deutschen« (Anastasia Kluter: Das Leben mit einer Doppelidentität. Die besondere Problematik der Integration von Aussiedlern, 2005, Seite 56), nur sehr schwer überwinden können (oder wollen). Die möglichen Folgen einer solchen Einstellung kann man im zitierten Essay nachlesen.
Wenn aber selbst Jugendliche erkennen, wo man ansetzen kann und muss, warum fällt es dann denjenigen, die die Macht haben, gesellschaftliche Veränderungen einzuleiten, so schwer, das dann auch zu tun?
2. Wenn ich mich schon frage, warum »die da oben« nichts tun, muss ich mir auch die Frage gefallen lassen, was ich denn tue, um das Thema »Integration« in Deutschland voranzubringen.
Tatsächlich fange ich erst an, mir das Thema »Integration« wirklich bewusst zu machen. Als ein Mensch asiatischer Abstammung hatte ich es tatsächlich in der deutschen Gesellschaft bislang eher leicht. Die meisten Menschen (hier im Westen) verknüpfen mit Asiaten, vor allem mit Japanern und Koreanern, generell positive Eigenschaften: Sie seien fleissig, intelligent, höflich, zurückhaltend, bescheiden. Die Wahrheit ist natürlich, dass auch Asiaten Menschen wie andere auch sind mit eben denselben Stärken und Schwächen.
Mein Beitrag zum Thema Integration ist zunächst meine »Vorbildfunktion« als Migrantenkind, das die Forderungen der Mehrheitsgesellschaft im Großen und Ganzen erfüllt.
Bedingt durch meinen Beruf bin ich inzwischen Mitglied eines Vereins, der größtenteils aus Unternehmern und Unternehmen mit Migrationshintergrund besteht. Der Verein selbst muss noch besser aufgestellt werden, bevor er dauerhaft eine ernstzunehmende Rolle in Dortmund spielen wird. Eine erste Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund ist allerdings schon für Mai 2008 geplant.
Weiter werde ich mir vornehmen, in diesem Jahr verstärkt als Kooperationspartner der kommunalen Verbände zur Verfügung zu stehen. Letztes Jahr wurde ich gefragt, ob ich als Unternehmer bei simulierten Vorstellungsgespräche für Migrantenkinder aus Hauptschulen mitmachen will. Letztes Jahr war es zeitlich ungünstig (zu spät gefragt, zuviel zu tun), dieses Jahr will ich versuchen, den ein oder anderen Termin wahrzunehmen.
Das alles wird die große Politik wahrscheinlich auch nicht verändern. Aber vielleicht kann ich wenigstens mein Umfeld verändern verbessern.
3. Schön, dass Migranten gefördert werden. Wo, wie und wann wird die deutsche Mehrheitsgesellschaft in Sachen Integration unterstützt?